Ausstellungsansicht: Ein Tisch, auf dem eine Tischdecke liegt. Die Tischdecke besteht aus einem grünen Stück Stoff, sie wurde siebbedruckt in der Siebdruckwerkstatt. Die siebgedruckten hell grünen Kreise sind Hinweise auf Keramikplatten, die für Kuchen getöpfert und glasiert wurden. Sie haben den gleichen Durchmesser, sie dienten als Vorlage. Die runden rosa Keramikplatten liegen auf dem gedeckten Tisch. Darauf: kein Kuchen, aber ein Stück Butter, ein großes Glas eingelegtes Wintergemüse, ein kleines Glas Orangenmarmelade, Besteck, ein Glas fruchtiges Chutney, ein Stück Käse, ein Toastbrotmesser. Das Toastbrot liegt auf einer eckigen hell rosa Keramikplatte, sie ist für das ungewohnt kleine kompakte in einer Kölner Bäckerei handgefertigte Brot angefertigt worden. Es gibt einen Toaster. In Deutschland gab es Toaster bevor deutsche Bäckereien Toastbrot gebacken haben. Die Toastbrotscheiben müssen nicht getoastet werden, aber sie können. Sie können mit Butter bestrichen und mit Käse belegt werden oder nur mit Chutney und Marmelade oder mit allem zusammen oder mit nichts. Sie können gegessen werden, aber sie müssen es nicht. Vielleicht genügt ein Blick, vielleicht genügt der Duft des gerösteten Brotes. Wahrscheinlich genügt das nicht. Der Anblick des gedeckten Tisches, der warme Duft, der die Galerie füllt, die süße Marmelade, das vertraute Geräusch des Toasters und das Gefühl die frisch getoastete knusprig gewordene Scheibe Brot mit Butter zu bestreichen, die Butter schmilzt etwas, das erinnert uns. Erinnert es an Alltägliches?







Der Blick richtet sich auf das Bild an der Wand. Ein Siebdruck in den Farben der Gegenstände auf dem Tisch, in den Formen der Gegenstände auf dem Tisch. Auf dem Bild: Ein Teller mit zwei Scheiben Toastbrot, ungewohnt klein und kompakt, darauf Butter, darauf ein paar Scheiben Käse, darauf etwas Chutney, darauf eingelegtes Wintergemüse. Diese belegten Toastbrotscheiben wurden letztes Jahr fotografiert. Sie wurden dieses Jahr zu einem Siebdruck, sie wurden zu einer Installation, sie wurden zu einem Reenactment in einer Dresdner Galerie.Es geht uns um Zeitlichkeit. Wir machen Obst als Marmelade haltbar, wir konservieren Gemüse im Glas, wir stellen vielfarbige Siebdrucke von Fotografien her, wir nähen und bedrucken eine Tischdecke, wir produzieren Keramikplatten, wir lassen uns Brot ans andere Ende des Landes schicken, wir arrangieren, wir stellen Blumen auf den Tisch. Das dauert. Wir konzipieren eine durch Besucher*innen partizipative Performance in einer Galerie. Das Brotschmieren geht dann aber schnell.Es geht uns um Kunst und ihren Kontext. Toasten in der Galerie, sich Kunst ansehen und sich plötzlich darüber unterhalten zu können (mit Krümeln in den Mundwinkeln), sich wohlfühlen in der Galerie (auch als Kind), teilzuhaben an zeitgenössischen Positionen, sich darin wiederfinden, zu verstehen und nicht zu verstehen.
Das tun wir für dieses Brot und den Geschmack dieser Komposition. Der Bäcker weiß von all dem nichts, wir haben es ihm noch nicht erzählt.




B & B
Marie Donike & Johannes Specks
Kulinarik | Installation
Maße variabel
2018



Ausstellungsansicht: Grenzwert/ Ränder der Umgebung part 3, Galerie Ursula Walter, Dresden







Fotos: Pierre Willscheck | Johannes Specks
Text: Marie Donike